Therapie von Lymph- und Lipödemen

Unterscheidung Lymph- und Lipödem. Entstehung, Erkennung und Behandlung.

Lymphödem

lymphödem




Ein Lymphödem ist eine sichtbare und tastbare Schwellung eines Körperteils, die auf der Ansammlung nicht abtransportierter Flüssigkeit mit Eiweiß, Elektrolyten und Lymphozyten beruht. Das Lymphödem ist Folge einer Lymphgefäßschädigung. Es ist gekennzeichnet durch ungenügenden Abtransport der lymphpflichtigen Substanzen, speziell der Eiweißkörper aus dem Zwischenzellgewebe.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Ödemformen führt das unbehandelte Lymphödem oft zu schweren Folgeschäden des gestauten Gewebes. Nur eine frühzeitige Diagnose und die konsequente Anwendung vom Arzt verordneter Behandlungsmaßnahmen können eine Fortschreitung der Erkrankung und die damit verbundene Einschränkung der Lebensqualität und der Arbeitsfähigkeit der Betroffenen verhindern.

Entstehung eines Lymphödems

Ein primäres Lymphödem entsteht durch eine angeborene und vererbbare Fehlbildung im Lymphsystem.

Von einem sekundären Lymphödem spricht man, wenn eine andere Ursache zugrunde liegt, z.B. Verletzungen, Lymphgefäßentzündungen, ärztliche Eingriffe, Insektenstiche, Narben, Pilzerkrankungen, Tumore. Begünstigt wird das Lymphödem durch mangelnde Bewegung und Übergewicht.

Ein Lipolymphödem ist eine Fettgewebsverteilungsstörung mit sekundärer Schädigung des Lymphgefäßsystems.

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Erkennung eines Lymphödems

Ein Lymphödem erkennt man an der Schwellung eines Beins/Arms, bzw. beider Beine/Arme. Es kann aber auch an anderen Bereichen des Körpers auftreten. Als Selbstkontrolle empfiehlt sich der etwa 10 Sekunden lange Druck mit dem Daumen auf das betroffene Gewebe. Sollte die dadurch erzeugte Delle nicht sofort wieder verschwinden, deutet dies auf ein beginnendes Ödem hin. In diesem Fall sollte bald ein Facharzt (für Phlebologie) aufgesucht werden.

Ein typisches klinisches Zeichen bei einem beginnenden Lymphödem ist z. B., dass die Haut an den Zehen kaum oder gar nicht abhebbar ist. (sog. Kaposi-Stemmer-Zeichen).

Klinische Stadien des Lymphödems

Stadium I: (spontan reversibel) Ödem von weicher Konsistenz, Hochlagern reduziert die Schwellung

Stadium II: (nicht spontan reversibel) Ödem mit sekundären Gewebeveränderungen, Hochlagern beseitigt die Schwellung nicht

Stadium III: Deformierende, harte Schwellung, z.T. mit typischen Hautveränderungen



Behandlung eines Lymphödems

LipöKurzstreckige Lymphbahn-Unterbrechungen können vom Körper durch den Ausbau von Umleitungsbahnen umgangen werden. Diese Umleitungsbahnen sind aber nicht so leistungsfähig wie die ursprünglichen Gefäße, da sie kleiner und klappenlos sind. Langstreckig zerstörte oder krankhaft veränderte Lymphgefäße lassen sich dagegen bis heute nicht ersetzen oder heilen.
Die Behandlung zielt darauf ab, das Lymphödem im reversiblen Stadium zu halten. Ein Nachlassen der Beschwerden und die Reduzierung der Umfangsmaße sind das Therapieziel.

Um ein Lymphödem langfristig im reversiblen Stadium zu halten, ist eine konsequente Kompressions- und Entstauungstherapie notwendig. Zu Beginn wird mit manueller Lymphdrainage und straffen Kompressionsverbänden entstaut. Die manuelle Lymphdrainage wird von speziell ausgebildeten Lymphtherapeuten durchgeführt. Nach einer Lymphdrainage wird das behandelte Körperteil mit dazu geeigneten Bandagen gewickelt, um den Rückfluss der entstauten Flüssigkeit zu verlangsamen. Zur Erhaltung des Therapieerfolges ist das Tragen von Kompressionsbestrumpfung nach Maß unbedingt dauerhaft erforderlich.

Die apparative intermittierende Kompression mit modernen Therapiegeräten ist ebenfalls eine anerkannte und wichtige Therapieform. In begründeten Fällen kann der Arzt ein Kompressionstherapie-Gerät zur Heimtherapie verordnen, um die Behandlung auch zu Hause zu ermöglichen.

Die gesamte Therapie wird "komplexe physikalische Entstauungstherapie", kurz KPE genannt und sollte vom Facharzt überwacht werden.

Bei fortgeschrittenen Lymphödemen empfiehlt sich eine stationäre Behandlung in einer Spezialklinik von ca. vier Wochen Dauer.

In Einzelfällen kommen inzwischen auch operative Maßnahmen in Betracht.

lipödem

Lipödem

Chronische Fettgewebsverteilungsstörung, die zumeist in der Pubertät beginnt. Das Lipödem ist ein fast ausschließlich bei Frauen auftretendes, beidseitiges, symmetrisches Ödem, beginnend an den Beckenkämmen und im Laufe der Erkrankung bis zu den Knöcheln fortschreitend. Selten treten Lipödeme auch an den Armen auf. Lipödeme sind druckschmerzhaft. Der Fuß ist beim einfachen Lipödem nicht betroffen, so dass Lipödeme gut von Lymphödemen und Lipolymphödemen zu unterscheiden sind.

Seit einigen Jahren werden Lipödeme immer öfter operativ behandelt, und zwar mit der so genannten Liposuktion. Dabei wird das Fettgewebe abgesaugt und ggf. anschließend überschüssige Haut operativ entfernt.

Einige Krankenkassen übernehmen inzwischen die Kosten für diese Eingriffe.

Therapie mit Kompressionstherapie-Systemen

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Unter AIK (Apparative Intermittierende Kompression) oder IPK (Intermittierende Pneumatische Kompression) ist die apparative Entstauungsbehandlung zu verstehen, die seit Jahrzehnten mit Kompressionstherapie-Systemen bei vielen Ödemformen angewendet wird.

Diese Gerätesysteme gehören wie Bandagen, Kompressionsstrümpfe und manuelle Lymphdrainage zum Standard der Therapien bei venösen und lymphatischen Erkrankungen.

In der Heimtherapie ermöglichen die Geräte den Ödempatienten eine regelmäßige, kostengünstige und problemlose Entstauung. Geräte zur AIK/IPK sind verordnungsfähige Hilfsmittel. Die damit versorgten Patienten sind schneller arbeitsfähig, andere Maßnahmen können reduziert werden. Zahlreiche Studien und Verlaufsbeobachtungen dokumentieren die Erfolge dieser Therapieform.

Beim sekundären Lymphödem mit proximaler Sperre muss durch begleitende manuelle Lymphdrainage auf einen gesicherten Lymphabfluss geachtet werden. Bei primären Lymphödemen kann die manuelle Lymphdrainage stark reduziert werden, bei Lipödemen ist sie oft gar nicht mehr notwendig.

Geräte zur AIK bzw. IPK sind Medizinprodukte der Klasse IIa und unterliegen damit dem Medizinproduktegesetz und zahlreicher weiterer gesetzlicher Regelungen.

Für Ihre Verordnung sind die Hilfsmittelrichtlinien zu berücksichtigen und alle relevanten §§ des SGB.

Die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie geben die Indikationen und Kontraindikationen für den Einsatz und die Hilfsmittel-Verordnung der Geräte zur AIK/IPK an.

Indikationen

Thromboembolie-Prophylaxe
postthrombotisches Syndrom
Ulcus cruris
venöse Ödeme
posttraumatische Ödeme
Lymphödeme
Lipödeme
Ödem-Mischformen
periphere arterielle Verschlusskrankheit unter strenger Kontrolle
sensorische Störung bei Hemiplegie


Kontraindikationen

dekompensierte Herzinsuffizienz
ausgedehnte Thrombophlebitis, Thrombose oder Thromboseverdacht
Erysipel
schwere, nicht eingestellte Hypertonie
akutes Weichteiltrauma der Extremitäten
Neuropathie
okkludierende Prozesse im Lymphabstrombereich

Je nach Krankheitsbild/Indikation sind verschiedene Geräte-Systeme empfehlenswert:

Es gibt 3- oder 6-stufige Systeme mit nicht überlappenden Kammern in den dazu gehörigen Manschetten, die ausreichend sind bei venös bedingten Ödemen, solange die Venenklappen funktionsfähig sind, zur Thromboseprophylaxe, bei posttraumatischen Ödemen oder sehr leichten Lymphödemen.

Moderne Kompressionstherapie-Geräte sind 12-stufige Systeme, die intermittierend und sequentiell in Jacken- und Hosenmanschetten einen stufenlos einstellbaren Druck in überlappenden Luftkammern erzeugen. Der Druck ist einstellbar zwischen 10 und 120 mmHg.

12 bis 24 überlappende Kammerabschnitte in den Manschetten gewährleisten einen schonenden und wirksamen Abtransport der Lymphe. Die Manschetten gibt es für Beine, Arme oder auch den gesamten Unter-, bzw. Oberkörper (Hosen- und Jackenmanschetten).

Eine Hosenmanschette verhindert die Verschiebung des Ödems an das proximale Ende der Beinmanschette/n. Die Lymphflüssigkeit wird bis in den Bauchraum transportiert und der Hüft- und Bauchbereich mit der Cisterna Chyli wird komprimiert. Eine Jackenmanschette therapiert die Arme, den Achselbereich und den Thorax und verhindert die Ödemverlagerung an das proximale Ende der Armmanschette.

Hosen- und Jackenmanschetten gehören heutzutage zum Standard und sind einzelnen Arm- oder Beinmanschetten vorzuziehen.

Die zu den Kompressionstherapie-Geräten lieferbaren Manschetten gibt es in einer breiten Palette verschiedener Größen. Dies ist wichtig für eine optimale Anpassung an den einzelnen Patienten.

Die Kompressionstherapie-Systeme sind auch bestens geeignet zur Regeneration nach Sportverletzungen und zur Vorbeugung von Venenthrombosen.

Sowohl die dauerhafte Verwendung (Kauf und Leasing) als auch die leihweise Überlassung (Miete) von effektiven, komfortablen und angenehmen Kompressionssystemen der neuesten Generation sind möglich – je nach Krankheitsbild und Therapieziel.

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